Über 800 Seiten feinster Irving’scher Wirrwarr
Zu Beginn muss ich festhalten, dass ich ein großer Irving-Fan bin – was erklärt, warum ich immer noch seine Bücher lese, obwohl ich es seit Jahren vermeide, mir mehr als ein Buch von einem einzigen Autor zu Gemüte zu führen (so many books, so little time!). Aber. Irving! Ich hab ihn vor 10 Jahren für mich entdeckt und bin der Meinung, dass man ihn – wenn möglich – im Original lesen sollte (vor allem, weil Until I find you NUR 839 Seiten hat, die deutsche Ausgabe aber 1152). Irving ist ein Erzähler, ein Fabulierer, der abschweift und sich abstruse Geschichten ausdenkt, die herrlich verrückt und tragikomisch sind. Nicht anders ist es bei Until I find you, in dem er von Jack Burns erzählt, der ohne Vater aufwächst, dafür aber mit einer tätowierenden Mutter und jeder Menge Frauen – was nicht unbedingt gut für ihn ist.
John Irving weiß noch, wie es ist, ein Kind zu sein – und er kann das Staunen, das Welt-Kennenlernen ganz wunderbar beschreiben. Zu Beginn der Erzählung ist Jack vier Jahre alt und gemeinsam mit seiner Mutter Alice auf der Jagd nach seinem Vater William, einem Orgelspieler und Weiberheld. Sie reisen nach Helsinki, Oslo und Amsterdam, ehe sie aufgeben und sich in Toronto niederlassen. Dort entfernt sich Jack immer mehr von seiner Mutter und gerät in die Fänge verschiedenster Frauen, die – und das ist ebenso kurios wie typisch Irving – fast alle auf seinen kleinen Penis fixiert sind. Jack wird in Amerika erwachsen – und zu einem berühmten Schauspieler. Doch weil er in einem Buch von Irving steckt, erwarten Jack noch jede Menge Überraschungen – und ein schlüssiges, schönes Ende.
Was ich an Irving so mag, ist, dass er selbst nicht zu wissen scheint, was in seinen Geschichten als Nächstes passieren wird. Sie sind nur zu einem Bruchteil vorhersehbar – und das ist für mich ebenso Vergnügen wie Erholung. Er folgt keinem logischen Schema, wie so viele andere Autoren es tun, und dennoch haben seine Bücher einen ganz eigentümlichen Rhythmus. Until I find you ist sehr stark sexuell aufgeladen und teilweise etwas wüst. Einziger Minuspunkt ist die Länge – selbst für mich sind 839 Seiten heftig, vor allem, da es doch zwei bis drei Stellen gibt, an denen sich das Lesen ein bisschen zieht. Nichtsdestotrotz ist dieses Buch amüsant, fesselnd, absurd und sehr unterhaltsam. Ein Irving eben.
Christoph schrieb am 20. August 2009 @ 19:26
Eigentlich muss man von John Irving nur zwei Bücher gelesen haben: “Gottes Werk und Teufels Beitrag” und natürlich “Garp und wie er die Welt sah”. Seine anderen Romane sind halt auch irgendwie da.
Mariki schrieb am 22. August 2009 @ 11:01
Meine beiden liebsten sind Owen Meany und Widow for one year.
Gut war wahrscheinlich, dass ich seine Werke über zehn Jahre verteilt gelesen hab – mit sehr langen Pausen dazwischen. Dann freut man sich wieder.
Das Hotel New Hampshire ist mein Favorit, aber dieses Buch hier, ist auch großartig. normalerweise gibt es ja keine Geschichte, die man nicht auch auf 200-300 Seiten bringen könnte, hier hätten es ruhig mehr sein können
Ich kann eure Euphorie nicht verstehen. Hab mehrere Male Irving angefangen und finde ihn nach wie vor langweilig und unispirierend. Am schlimmsten war Witwe für ein Jahr. Ich kann nicht glauben, dass es tatsächlich jemand fertig gelesen hat. Dagegen ist ja sogar der Schimmelreiter packender Lesestoff.
Claud, „Lasst die Bären los“ ist nun wirklich etwas langweilig, aber „Das Hotel New Hampshire“ kann man prima in einem Rutsch lesen, und es wird auf keiner Seite langweilig. schon versucht?
Nein. Wenn ein Autor nach mehrmaligen Versuchen den Stempel „Kann nix“ aufgedrückt bekommt, dann werde ich sicher nicht alle seine Bücher lesen, nur um meine Meinung bestätigt zu bekommen. Leute, auch meine Zeit is endlich!
Man kann es ganz einfach sagen,es ist wie beim Essen
der Eine mag Leberwurst , der Andere Schmierseife !
Es ist aber auch so das man ein Fan von John Irving sein muß um All seine Bücher zulesen.Außer dreien habe ich das such getan, muß aber auch dazu sagen ,es ist schon manchmal schwierig, Zirkuskind war da ein wenig verwirrend. Zum Ausgleich lese ich dann John Grisham,Val Mcdermid und David Baldacci.
Wo sie recht hat, hat sie recht.