Eine kleine, leichte Geschichte
Die junge Iris erbt das Haus ihrer Großmutter, das für sie mit vielen Kindheitserinnerungen verbunden ist. Während ihre Mutter und ihre Tanten nach der Beerdigung wieder abreisen, bleibt Iris allein in dem alten Haus zurück. Sie weiß noch nicht, ob sie es behalten soll, und ist auch nicht für einen längeren Aufenthalt ausgerüstet. Sie zieht die alten Kleider vom Dachboden an, geht schwimmen und denkt nach. Dabei trifft sie immer öfter Max, Anwalt und Bruder von Mira, der ehemals besten Freundin von Iris – und ihrer Cousine Rosmarie. Dass Rosmarie nicht mehr am Leben ist, weiß man als Leser von Anfang an. Doch was damals, als die Mädchen in der Pubertät waren, genau passiert ist, erfährt man natürlich erst nach und nach.
Der Geschmack von Apfelkernen ist ein netter, leichter Roman über Erinnerungen an die Kindheit, über Familientragödien, Schmerz und das Wissen, dass es mit einer neuen Generation stets wieder weitergeht. Katharina Hagena schreibt in der Ich-Form und recht detailverliebt, man erfährt immer genau, was Iris tut, denkt, anzieht, isst und fühlt. Die Protagonistin selbst ist ungelenk, hölzern und schüchtern, nicht unbedingt immer sympathisch – und sie wirkt auf mich wie ein typisch deutsches Mädchen, teilweise zu kontrolliert und penibel, dann wieder überraschend patzig. Ein wenig erzähtechnische Freiheit hat sich die Autorin bei den Rückblenden erlaubt, in denen sie von Iris‘ Großeltern und Tanten berichtet – Ereignisse, von denen die Ich-Erzählerin nichts bzw. nicht so viel wissen kann.
Schön ist, dass man selbst ein bisschen in seine Kindheit zurückkehrt, während man dieses Buch liest. Zwar hätte Katharina Hagena aus den Geschichten von Iris‘ Vorfahren noch durchaus mehr herausholen können, der Roman ist aber immerhin ein gut lesbares, unterhaltsames Büchlein geworden, das man schnell in einem Rutsch durch hat – das aber auch nicht großartig zum Nachdenken anregt. Vielleicht hält es sich gerade deshalb beharrlich auf den Bestsellerlisten.