Alles, was daran gut ist, ist die Idee
Klaus Modick wollte sich in sarkastischer Weise über den Literaturbetrieb und seine Versessenheit auf seelenlose Bestseller echauffieren. Das ist an und für sich eine gute Idee. Auch die Struktur hinter der Idee ist völlig in Ordnung: Der Ich-Erzähler, ein mäßig erfolgreicher Schriftsteller namens Lukas Domcik, gerät an das Erbe von Tante Thea, einer ehemals glühenden Nationalsozialistin. In einem Koffer befinden sich ihre führerverehrenden Memoiren, die unser Autor zunächst entsorgen will. Doch dann – sehr vorhersehbar in Bahn gebracht von seinem Lektor und seiner Libido – fällt ihm ein, dass er doch aus diesen Aufzeichnungen einen Roman basteln könnte. Gemeinsam mit der jungen Rachel, schön und hohl, gräbt er eine Grube und fällt – Überraschung! – selbst hinein.
So viel verrät uns schon der Klappentext. Und dann kommt auch nicht mehr viel. Da der U2-Text nämlich alles andere als ein Teaser ist, sondern im Prinzip schon das Ende erzählt, müsste das Buch an sich zumindest sprachlich überzeugen bzw. doch noch mit ein, zwei verblüffenden Wendungen aufwarten. Tut es aber leider nicht. Der Stil ist zum Davonrennen, der unsympathische Mittvierziger Domcik wirft mit Kalauern und abgelutschten Metaphern nur so um sich: Wer will schon zum 178. Mal den Schmäh um die Konifere/Koryphäe hören? Der ist so alt wie schlecht. Lukas Domcik ist notgeil, gierig und wirkt auf mich auch nicht gerade intelligent. Und das Buch ist einfach beschissen geschrieben.
Wie gesagt, ist die Idee einer Persiflage auf die Literaturwelt und ihren Wahn nach Nazi-Geschichten, ob wahr oder nicht, nach wie vor glänzend. Das war es dann aber auch. Weder Umsetzung noch Stil überzeugen mich. Was den Verdacht nahe legt, dass es mit Klaus Modicks Buch dasselbe auf sich hat wie mit dem Roman im Roman: Hört sich gut an, enthält aber nur heiße Luft. Immerhin ein Trostpunkt für die Mühe.
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