„Ein Märchen aus heutiger Zeit“, sagen die Kritiker …
… und sie haben recht: In ihrer fantastisch leichten, verspielten Sprache schafft es Milena Agus mit Die Flügel meines Vaters, mir ein Gefühl zu vermitteln wie damals als Kind, als alle Geschichten noch spannend und neu waren und ich nicht genug bekommen konnte von den Fantasiewelten zwischen zwei Buchdeckeln. In diesem Roman entführt die Schriftstellerin den willigen Leser nach Sardinien, an einen kleinen, verlorenen Küstenort, den Tourismusbosse gern in ein 08/15-Feriendorf verwandeln würden. Die Dorfbewohner sind einverstanden – die Pläne scheitern jedoch an der Madame, die das Grundstück besitzt, das zwischen den anderen liegt und ans Meer führt. Sie will nicht verkaufen, sie will nicht reich werden. Sie liebt das Leben auf der Insel und hat ein kleines, schwer erreichbares Hotel. Die Nachbarn halten sie für verrückt – bis auf eine Familie, zu der die 14-jährige Ich-Erzählerin gehört. Sie und ihr Großvater sind Freunde der Madame, die so genannt wird, weil das Französische ihr gefällt, und die trotz ihrer wilden Locken und ihrer gutmütigen Art keinen Mann findet. Die Liebe fehlt in ihrem Leben, und deshalb versucht sie es mit Magie – denn ohne Magie „ist das Leben nur ein einziger großer Schrecken“.
Mit Die Frau im Mond hat Milena Agus mir Appettit gemacht – mit Die Flügel meines Vaters hat sie mich begeistert. Es handelt sich dabei um ein schmales Büchlein von gerade mal 157 Seiten, das einen – leider nur – für ein paar Stunden ins duftende Sardinien bringt. Ihre Sprache ist anmutig, sie tanzt beim Beschreiben, sie ist märchenhaft – aber mit viel Lebensweisheit und niemals oberflächlich. In kurzen Kapiteln, die selbst wie kleine, feine Geschichten sind, beleuchtet die Ich-Erzählerin eine ungewöhnliche Frau, die in ihrer Art so unverständlich und zugleich so liebenswert ist. Vor Sex und derben Szenen schreckt sie dabei genauso wenig zurück wie vor Andeutungen auf Gespenster, Erscheinungen und Magie. Das alles wirkt authentisch für die raue Insel und die abergläubische Mentalität ihrer Bewohner, die so unberechenbar sind. Schön ist, dass man bei Milena Agus nie weiß, was passieren wird – nur, dass es etwas Originelles, Schönes oder Trauriges und immer sehr, sehr Lesenswertes sein wird. Ein zauberhaftes Buch.
Da hat wohl jmd mit den letzten beiden Büchern, zwei Treffer gelandet 😉
Ja, und das passiert viel zu selten … hoffentlich hab ich damit nicht mein ganzes Glück schon aufgebraucht für dieses Jahr.