Schade um die Bäume, die dafür sterben mussten …
Es gibt diese Bücher, die man nicht mag. Schlecht ist, wenn man sie schon von Anfang an nicht mag. Am schlechtesten ist, wenn man gleich den ersten Satz nicht mag. So geht es mir mit Die Habenichtse. Ich fange an, es zu lesen, und ich weiß, dass ich es nicht mögen werde. Ich lese trotzdem weiter. Und ich mag es nicht. Es stört mich nicht so sehr, dass der Stil sperrig und gewöhnungsbedürftig ist, denn das ist mir oft lieber als das Gefällige. Aber es dauert geschlagene 20 Seiten, bis ich überhaupt halbwegs in diesem Roman drin bin … und sofort fliege ich wieder raus. Ich kann nicht bei den Personen bleiben, willkürlich springt die Perspektive, die Charaktere werden abgetastet, aber es gibt keinen Zugang, wir sind bei allen und gleichzeitig bei keinem. Ich bin überfordert von den vielen unwichtigen Namen, kann mir nicht merken, wer wer ist – was daran liegt, dass die Gestalten farblos und uninteressant sind.
So viel Kritik vorweg, dennoch will ich mich um eine objektive Inhaltsangabe bemühen: Isabella und Jakob treffen einander am 11. September 2001 nach Jahren wieder. Dieses Mal bleiben sie zusammen und heiraten. Sie sind ein normales, langweiliges Paar, das wegen Jakobs Job nach London zieht. Dort wohnt neben ihnen die Familie von Sara, einem kleinen, vernachlässigten Mädchen. Und dann gibt es da noch den Drogendealer Jim, der den Ärger mit sich bringt. So weit, so gut. Aber wo ist die Geschichte? Katharina Hacker präsentiert Klischees: ein verheiratetes Paar, das sich bald anödet, ein Kleinkrimineller mit Wut im Bauch und ein Kind, um das niemand sich kümmert. Ich halte mich durchaus für eine Leserin, die nicht taub ist für das, was zwischen den Zeilen steht, was durch die Wörter klingt. Aber in Die Habenichtse höre ich nichts als Rauschen, keine Zwischentöne, keine Melodie, nicht einmal ein Rumpeln. Die Ereignisse sind belanglos, die Protagonisten leblos. Isabelle und Jakob sind unfreundlich, ungeduldig und wie gelähmt. Ich warte auf eine Zuspitzung der Geschehnisse – sie fällt jedoch so lahm aus, dass ich sie fast nicht bemerke.
Die Begründung der Jury für den Deutschen Buchpreis klingt für mich in diesem Fall wie die willkürliche Interpretation eines Gedichts früher an der Germanistik: Hier hat Goethe das Wort Schuh verwendet, das bezieht sich auf den lahmen Fuß seiner Kusine zweiten Grades, die ihm einen Apfel gab, als er 14 war. Hier haben wir zwei Protagonisten, an denen alles langweilig ist – das steht für eine Generation, die ganz verloren ist. Ha. Hätte ich nicht meine Zeit mit diesem Buch verschwendet, ich würde lachen. Ab der Hälfte beschränke ich mich darauf, nur noch jede fünfte Seite zu lesen – und bekomme trotzdem noch mit, was passiert. Nämlich nichts.
Du hast mir mit deiner Schilderung aus der Seele gesprochen. Ich hatte keinen Zugang zum Roman, zu den vielen Personen, ich übersprang Kapitel, in der Hoffnung auf Besserung. Ich gab schließlich auf und trage das Buch morgen in die Bücherei zurück. Habe selten „so daneben gegriffen“.
da dachte ich mir ich hole das neue buch von frau hacker, aber dann lese ich deine rezension zu ihrem alten werk.. danke 😉