Elliot Perlman: Three Dollars

Von der Schwierigkeit, (gut) zu leben
Alle 9,5 Jahre trifft Eddie auf Amanda: Bei ihrer ersten Begegnung sind sie noch Kinder, bei ihrem vierten Zusammentreffen hat Eddie nur drei Dollar in der Tasche. Wie konnte es dazu kommen? Was ist ihm geschehen? Damit beschäftigt sich Three Dollars. Während des Studiums lernt Eddie seine spätere Frau Tanya kennen, sie haben große Pläne, sind politisch engagiert, Tanya beginnt auf der Uni zu arbeiten, Eddie für die Umweltbehörde. Sie richten sich ein Leben ein und versuchen trotz der „Anfälle von Gewöhnlichkeit“ glücklich zu werden. Die Probleme, die sie meistern müssen, sind die eines jeden Ehepaares: Schwierigkeiten mit der Arbeit, Diskussionen mit der Bank, Ratenzahlungen, Freunde, die sich verändern, das Erwachsenwerden an sich. Ein Schwerpunkt liegt aber auf den wirtschaftlichen Verhältnissen: Wie können zwei junge Menschen sich etwas aufbauen, genug verdienen und gut leben? Elliot Perlman findet in Three Dollars auf diese Frage eine recht drastische Antwort.

Gut an diesem Buch ist, dass Elliot Perlman – der inzwischen mit den deutschen Übersetzungen seiner Bücher auch hierzulande bekannt geworden ist – ein talentierter Schriftsteller ist. Der Roman ist ausgezeichnet strukturiert, Eddie als Protagonist hat eine sympathische Stimme, der Ton ist stimmig, die Formulierungen sind es auch. Schlecht an diesem Buch ist, dass einige Ansätze im Sand verlaufen und Elliot Perlman nicht alle Erwartungen, die er selbst weckt, erfüllt. Beispielsweise spielt Amanda nicht die tragende Rolle, die ihr zu Beginn angedichtet wird, im Gegenteil, sie bleibt eine unwichtige Randfigur. Das ist in Ordnung, aber unbefriedigend. Meine anfängliche Begeisterung sinkt ab der Hälfte des Buchs leider immer mehr, denn es wird zunehmend deprimierender, fast schon weltuntergangsmäßig, und mit dem Ende bin ich absolut unzufrieden. Dennoch ist es interessant, wie Elliot Perlman den Absturz zweier Menschen beschreibt, wie er ihr Scheitern skizziert und sie ins Verderben rennen lässt. Er ist dabei schonungslos und zeigt unsere Gesellschaft als materiell orientiert, unbarmherzig und sinnentleert. Was also bleibt? Die Erkenntnis, dass wir alle Normalos sind, so besonders wir auch gern wären. Dass das Leben schwierig ist. Und dass das Buch ein wirklich herausragend tolles Cover hat.

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