Philipp Meyer: Rost

Bei der Bibliophilin habe ich das Buch Rost von Philipp Meyer gewonnen – noch einmal herzlichen Dank!

Zwei Freunde und ein Mord
Isaac will weg aus der Provinz, aus der sterbenden Stahlstadt, die einst reich war und nach Schließung der Stahlwerke nur noch Arbeitslose beherbergt. Isaacs Schwester Lee hat sich schon vor Jahren aufgemacht zur Uni, deshalb ist er nach dem Selbstmord der Mutter mit seinem kranken Vater allein. Er stiehlt ihm Geld und macht sich zu Fuß auf den Weg, er will nach Kalifornien und studieren. Sein bester Freund Poe, der Footballspieler hätte werden können, aber nur bei seiner Mutter im Trailer herumhängt, begleitet ihn – nur ein Stück, wie er sagt. Doch kaum sind die beiden unterwegs, kommt es zu einem verhängnisvollen Zwischenfall, bei dem der schmächtige Isaac in Notwehr einen Obdachlosen tötet. Und der rabiate, zukunftslose Poe wird dafür verhaftet.

Rost ist ein Buch über Verlierer, über Menschen, die gescheitert sind, die ihre Arbeit verloren haben, die dem Alkohol verfallen sind und vor sich hin vegetieren. Der junge Isaac möchte diesem Schicksal entkommen, doch das Leben stellt ihm eine Falle und lässt ihn nicht aus. Philipp Meyer schreibt über eine Freundschaft zwischen zwei jungen Männern, die nach klassischem Schema verschieden sind – Isaac klein und schlau, Poe stark und dumm – und doch im Ernstfall zusammenhalten. Der eine steht für den anderen ein und verrät ihn nicht, auch wenn er dadurch selbst in Schwierigkeiten gerät. Schade ist jedoch, dass schon mit dem Klappentext der gesamte Inhalt erzählt ist, denn die Geschehnisse inklusive Verhaftung sind nicht der Auftakt, sondern die ganze Geschichte. Die Perspektiven wechseln zwischen Isaac – der sich irritierenderweise selbst oft mit Kleiner anspricht oder mit du –, Poe, Lee, Poes Mutter, dem Sheriff und Isaacs Vater. Sie alle berichten von ihrem verpfuschten Leben, keiner von ihnen ist glücklich.  

Da die Handlung extrem beschränkt ist, rückt die Sprache umso mehr in den Vordergrund. Und leider behagt mir Philipp Meyers Stil so gar nicht. Er schreibt sehr direkt, umgangssprachlich, rotzig. Das erinnert an DBC Pierre und Philippe Dijan. Die Erzählweise ist scheinbar distanziert und gleichgültig: „Denk an Poe, was macht der wohl gerade? Fickt wahrscheinlich deine Schwester. Oder liegt besoffen irgendwo herum. Und doch, er ist dir nachgestiegen in den Fluss. Und er ist auf deine Spritztour mitgekommen. Und hat mit der Schlägerei begonnen, ganz genau. Alleine wärst du besser dran gewesen.“ In dieser Art verlaufen Isaacs Gedanken. Details werden über Seiten ausgebreitet, es gibt viele penetrante Wiederholungen, was das Lesen recht zäh macht. Zudem bevorzugt Philipp Meyer abgehackte Sätze wie: „Er wachte eine Weile später auf. Tat alles weh. Kein Platz, sich mal zu strecken. Wurde langsam dunkel.“ Zwar streut er zwischendurch einige schöne und herausleuchtende Sätze ein, grundsätzlich aber ist mir die Tonart zu gehässig und gelangweilt.

Der Stil von Rost passt nicht im Geringsten zum moralischen Inhalt. Dazu besteht auch keine Verpflichtung, aber da weder die Handlung noch die Sprache herausragend sind, hat dieses Buch wenig Feuer. Mir wäre eine nachdenklichere, tiefergehende Erzählstruktur lieber gewesen, passend zu einer leeren Stadt und ebenso leeren Menschen. Die Protagonisten geben zwar Einblicke in ihr zerstörtes Innenleben – aber sie tun es auf so unverbindliche, uninteressante Weise, dass ich dem Autor das Drama hinter den Ereignissen nicht abkaufe.

2 thoughts on “Philipp Meyer: Rost

  1. dieses buch war so ein mist… wie gut das ich freiheit von franzen sehr interessant fande und er mir gefallen hat, nachdem ich bei seinem vorwerk entnervt aufgegeben habe.

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