Claire Kilroy: All names have been changed

Guter Klappentext, schlechtes Buch
Declan ist der einzige männliche Teilnehmer einer Schreibgruppe am Trinity College in Dublin, die anderen vier Möchtegern-Schriftsteller sind Frauen. Er verehrt den Autor Glynn, der den Kurs leitet, sich aber erst nach einem Monat dazu bequemt, überhaupt an der Universität aufzutauchen. Er ist eine nationale Berühmtheit und jeder Ire hat das Gefühl, Glynn schreibe nur über ihn, so sehr berühren seine Bücher die Menschen. Es sind die 1980er-Jahre, es wird viel politisiert, Declan sucht seinen Weg zwischen Unruhen und einer möglichen Karriere als Autor. Seine Schreibersuche zeugen allerdings nicht von Talent. Mit der hübschen Guinevere führt er eine kurze Beziehung, die jedoch schnell an komplizierten Missverständnissen scheitert.

All names have been changed ist laut Klappentext ein Roman über eine „darkly exhilarating journey“ und über „group dynamic“, ich kann davon jedoch nichts finden, denn die vermeintliche Reise führt nirgendwohin, und eine interessante Gruppendynamik existiert in meinen Augen nicht. Was sehr schade ist. Inhaltlich ist dieser Roman – überraschenderweise das dritte Buch der Autorin – völlig blutleer, die ganze Geschichte verläuft im Sand und ich kann weder Widerhaken noch einen Sinn in dem Ganzen erkennen. Der Protagonist Declan stellt den irischen Autor Glynn auf ein Podest, verehrt und umschwärmt ihn – doch als Leser bekommt man nicht einmal eine Kostprobe von dessen angeblich ach so tollen Büchern. Im Gegenteil, Glynn bleibt eine sehr geheimnisvolle, undurchsichtige Person, dessen Erscheinen nicht, wie gehofft, irgendwelche Ereignisse ins Rollen bringt. Die Erwartungen werden zu Beginn des Romans natürlich hochgeschaukelt – und dann enttäuscht, denn Glynn ist ein uninteressanter, unsympathischer Mann, der seinen Schülern nichts Erwähnenswertes beibringt und sich auch sonst durch nichts Besonderes auszeichnet. Die Autorin gibt keinen detaillierteren Einblick in das Innenleben von Glynn, er ist ein alternder Held, aber nicht kauzig genug, um die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wird, zu verdienen. Die Beziehungen zwischen Declan und den vier Mitstudentinnen bleiben ebenfalls undurchsichtig bzw. entwickeln sich nicht weiter. Außerdem fehlt mir in All names have been changed der greifbare Irland-Bezug, die politischen Hintergründe bleiben schwammig und oberflächlich, ich hatte mir mehr Rebellion und Action erwartet. Der Roman schwebt halt- und richtungslos auf einer Welle der Buchstaben dahin und langweile mich furchtbar – deshalb gibt es zum ersten Mal seit Langem 0 Punkte. Dass die Kritiker davon so begeistert sind, kann ich nicht nachvollziehen. Für mich ein kompletter Flop.

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