Ungewöhnlich und verwirrend
Ins neue Jahr hinein feiert Janus seinen Geburtstag im verschneiten Berlin. Viele Freunde sind gekommen, auch Jackie, in die Janus verliebt ist, die sich ihm jedoch immer wieder entzieht. Und einer fehlt: Janus‘ Bruder Bobby. Er ist verschwunden, untergetaucht, in der Welt unterwegs. Regelmäßig meldet er sich über seinen Blog „Finale Hysterie“ und berichtet aus Las Vegas und anderen schillernden Orten, die er besucht. Der Grund seines Weggangs ist unklar, sein Verleger wütend. Dann geht auch Janus auf Reisen, jeden Monat meldet er sich aus einem anderen Land, England, Frankreich, Nepal, Amerika. Und als Bobby ihn braucht, fliegt Janus schließlich zu ihm.
Unter diesem Einfluss ist ein höchst merkwürdiges Buch über ein mittelaltes Brüderpaar, das sich gern abheben möchte von den Durchschnittsmenschen, das philosophieren will und das Leben deuten. Beide sind von der Welt angeödet und denken – jeder auf seine Weise – viel nach, was sich in kryptischen Sätzen und scheinbar weisen Erkenntnissen niederschlägt. „Ein neuer Tag, guten Morgen, wie schrecklich“, heißt es dann, und: „Menschliche Gehirne sind seltsam“ oder: „Wie kann es dazu kommen, dass Menschen bereit sind, ihr Leben gegen ihr eigenes Land zu richten? So vertieft in ihre Ideologie, dass es keinen Ausweg mehr gibt, bis gestorben werden muss. Was sind die Gründe? Zerrüttete Familienverhältnisse, mangelnde Vaterliebe, Überliebe der Mutter? Werde, was du bist.“
In einer wilden, unstrukturierten Reihenfolge stellt Henning Kober Sätze aneinander, die nichts miteinander zu tun haben, Textkohärenz gibt es kaum. Das erschwert es ungemein, der Geschichte zu folgen – wobei eigentlich gar keine nacherzählbare Geschichte zu erkennen ist. Vielmehr ist dieser Roman eine lange Perlenschnur aus schillernden Metaphern wie „Seine Augen sind große, blühende Planeten“ und völlig abgeschliffenen Gedankengängen, die nichts mehr hergeben. Aufgepeppt wird das Ganze mit viel Alkohol und einer ordentlichen Prise Drogen. Ein Sinn dahinter oder gar ein roter Faden ist nicht greifbar, der Stil erinnert fast an ein sehr exaltiertes Tagebuch eines von sich übermäßig eingenommenen Schreibers. Die Dialoge sind überraschend öde, und als die Perspektive zwischen den zwei Brüdern gegen Ende hin immer schneller, teilweise mitten im Abschnitt, wechselt, nimmt auch die Verwirrung zu. Dies ist eindeutig ein Buch, bei dem man sich als Leser unweigerlich fragt, ob man vielleicht zu beschränkt ist, um dem Autor in die beschriebenen melancholischen Gefilde zu folgen. Mir ist es jedenfalls nicht gelungen.
Unter diesem Einfluss ist erschienen im S. Fischer Verlag (ISBN 978-3100402189, 18,90 Euro).