Terry Pratchett: Gevatter Tod

PratchettFantasievoll und überraschend witzig
Dieses Buch ist, um es mit Pratchetts eigenen Worten zu sagen „so voller Leben wie ein alter Käse an einem heißen Sommertag, so laut wie Flüche in einer Kirche, so sauber wie ein Schornstein, der seit mindestens einem Jahrhundert nicht mehr gereinigt wurde, so kunterbunt wie ein dicker Bluterguss und so voller quirliger, geschäftiger und nervöser Aktivität wie ein Hundekadaver auf einem Haufen fleischfressender Ameisen“. Es hat lange gedauert, bis mein kleiner Bruder – Pratchetts vielleicht größter Fan – es geschafft hat, mich zu dieser Lektüre zu überreden. Und siehe da – es war gar nicht so schlimm. Im Gegenteil: Pratchett schreibt sehr fantasievoll und witzig, mehr als einmal bringt er den Leser mit verrückten Einfällen, absurden Dialogen und unerwarteten Wendungen zum Schmunzeln.

In diesem Buch haben wir es mit dem Tod zu tun – der den Jungen Mort als Lehrling bei sich aufnimmt. Und wie es eben so ist, geraten die Dinge schnell außer Rand und Band, denn mit dem Tod ist nicht zu spaßen – und die Realität verliert ihren Bezug zu den Geschehnissen. Mort ist zwar nicht besonders dumm, er wirbelt die Ordnung der Scheibenwelt, in der die meisten von Pratchetts Romanen spielen, aber gehörig durcheinander. Natürlich darf auch eine Prinzessin nicht fehlen, ebenso wenig wie ein Zauberer. Der Autor dehnt Zeit und Raum nach Belieben, er springt in seiner Fantasiewelt durch die Gegend, wie es ihm beliebt – was in mir alte Erinnerungen an früher weckt, als ich mit 13 meine Fantasy-Phase hatte. Ich hab schon lange nicht mehr so etwas Fantasievolles gelesen.

Trotz der vielen Hinweise meines kleinen Bruders bin ich überrascht von Pratchetts feinsinnigem Humor. Noch weniger hätte ich aber damit gerechnet, dass er den Leser so stark fordert, dass er ihn mitdenken lässt und keine Fremdwörter scheut. Natürlich sind seine Romane keine reinen Jugendbücher und er hat viele erwachsene Fans – aber selbst die dürften „präraffaelitisch“ vielleicht zum ersten Mal lesen. Sätze wie „Sie verstand es ausgezeichnet, in Kursiv zu sprechen“ finde ich ebenso amüsant wie die Handlung an sich. Das wird mit Sicherheit mein einziger Pratchett bleiben, weil ich mich nicht mehr ganz einfinden kann in das Reich der wilden, ungezügelten, von jeder Logik befreiten Geschichten. Aber: Würden mehr junge Menschen Bücher wie dieses lesen, wir hätten garantiert bessere Ergebnisse bei den PISA-Tests! Hut ab!

2 thoughts on “Terry Pratchett: Gevatter Tod

  1. juhuu!! dieses buch wurde schon an 3 andere ausgeliehn und keiner von ihnen konnte sich Pratchett entziehn: einer wurde abhängig (so wie ich), einer war recht begeistert und schaffte noch 3 weitere Pratchetts und der letzte war leider ein wenig ignorant und schaffte nur ein weiteres Buch. Gevatter Tod war mein erster Pratchett (vor langer Zeit), und obwohl nicht unbedingt sein bestes Werk, ist er doch etwas sehr besonderes… viel Spaß damit, Schwesterherz!

  2. Dieses Buch wurde mir vor x Jahren wärmstens empfohlen – ebenso wie ‚Don’t panic‘.. weil ich mich damals Fiktion dieser Art komplett entsagte.
    Gelesen habe ich es bis heute nicht, als ich fest entschlossen war es zu erwerben, hatten sie nur ‚Ruhig Blut‘ auf Lager und das steht nach wie vor ungelesen im Regal.
    Sollte sich das doch noch ändern?

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