Wie ein Mensch seine Nachbarn bis aufs Blut reizen kann
Alles beginnt so idyllisch: Émile und Juliette sind beide 65 Jahre alt, seit ihrer Volksschulzeit zusammen und freuen sich, endlich in Pension gehen und in ein kleines Haus auf dem Land ziehen zu können. Doch dann taucht der griesgrämige Nachbar auf – und zwar jeden Tag um 16 Uhr. Was wie ein vermeintlich höflicher Besuch wirkt, wächst sich schnell zum Albtraum aus für das alte Ehepaar: mit keiner Methode ist dieser aufdringliche Mensch abzuschütteln.
Amélie Nothomb legt mit diesem Buch eine interessante und sehr amüsante Studie darüber vor, wie Menschen angesichts von verblüffender Unhöflichkeit reagieren – und beschreibt geradezu mit schelmischer Freude, wie für Émile und Juliette alles auseinanderbricht. Ihr Stil erinnert mich an Roald Dahl und seine zynischen Geschichten mit ihrem typischen grotesken Humor. Der Professor berichtet vom kleinen Grauen im Alltag – und davon, wie plötzlich alles komplett aus dem Ruder laufen kann. Dies ist ein kleines Büchlein zum Schmunzeln, das man in zwei bis drei Stunden ausgelesen hat, nicht mehr, aber auch nicht weniger.